Transport eines Zootiers

Wenn Zootiere umziehen müssen

Der Zoo Heidelberg beteiligt sich aktuell an 39 europäischen Erhaltungszuchtprogrammen (EEPs). Im Rahmen dieser Zuchtprogramme ist es notwendig, Zootiere oder Nachzuchten aus Heidelberg in andere nationale und internationale zoologische Einrichtungen zu transportieren. Dies dient dem Erhalt der genetischen Vielfalt innerhalb der europäisch koordinierten Zucht, aber auch zur Vorbereitung auf Auswilderungsprojekte, wie zum Beispiel bei den Waldrappen.

Die aktive Planung eines Tiertransportes beginnt schon weit vor dem Tag des eigentlichen Transports. Notwendige Papiere werden vorbereitet, es werden Gespräche mit den neuen Tierpflegern geführt und die Zootierärztin führt bei jedem Tier im Vorfeld eines Transports eine Überprüfung des aktuellen Gesundheitszustandes sowie Untersuchungen zu speziellen artspezifischen Erkrankungen durch. Nur vollständig gesunde Tiere in einem guten körperlichen Zustand werden für einen Transport freigegeben.

Übung macht den Meister: Transporttraining bei den Zootieren

Um ein Höchstmaß an Wohlbefinden und Sicherheitsgefühl der Tiere auch während des Transports zu gewährleisten, erfolgt vor dem Transport ein sogenanntes Transporttraining. Wie jedes Tiertraining im Zoo Heidelberg, basiert auch dieses auf freiwilliger Basis für das Tier und allein auf dem Prinzip positiver Verstärkung. Für jede richtige Übung erhält das Tier eine Belohnung.

Viele Tiere wie z. B. unsere Zebras oder unsere Kudus müssen zum Transport in eine Kiste verladen werden. Diese steht oftmals schon Wochen vor dem Transporttermin im Gehege. Das Tier gewöhnt sich an den Anblick, kann die Kiste genau inspizieren und als Teil seiner normalen, harmlosen Umwelt abspeichern. Im nächsten Schritt wird das Tier in der offenen Kiste gefüttert. Verhält es sich während der Mahlzeiten ruhig, beginnen die Pfleger die Kiste vorsichtig hinter dem Tier zu schließen und öffnen sie nach wenigen Augenblicken wieder. Diese Zeit wird in sehr kleinen Schritten immer weiter verlängert. Geht das Tier entspannt in die Kiste und frisst auch bei geschlossener Tür weiter, ist das Trainingsziel erreicht. Nicht selten nehmen die Tiere die Transportkisten im Verlauf des Trainings auch so gerne an, dass sie sie als Ruheplatz nutzen. Ein Termin kann dann anberaumt und das Tier stressfrei transportiert werden.

Bei einigen Tierarten, wie z. B. Antilopen, stellt das Transporttraining eine besondere Herausforderung und der Transport ein besonderes Risiko dar. Gerät das Tier innerhalb des Anhängers oder der Transportkiste in Panik, besteht die Gefahr, dass es sich sehr schwer verletzt. Auch beim Ausladen kann ein besonders sensibles Tier in der neuen Umgebung zu Panik neigen.  Es rennt dann beispielsweise zu schnell über eine Anlage, deren Bewohner, Struktur und Begrenzungen es noch nicht kennt – eine erhöhten Unfall- und Verletzungsgefahr für das Tier besteht. Auch hier kann die Zootiermedizin helfen.  Abhängig vom Individuum können Medikamente zur Stressreduktion und mentalen Entspannung für den Transport oder die Eingewöhnung in eine neue Umgebung und Gruppe sinnvoll und hilfreich sein. Dies erfolgt stets unter engmaschiger veterinärmedizinischer Betreuung.

Mit Experten unterwegs: Damit die Reise gut verläuft

Transporte führt der Zoo Heidelberg mit zertifizierten Transportunternehmen für Zoo- und Wildtiere durch. Die Ausstattung dieser Unternehmen ist speziell auf die Bedürfnisse der einzelnen Tierarten abgestimmt. Die mit dem Transport betrauten Mitarbeiter sind fach- und sachkundig. Dies ist zwingend erforderlich, da die Anforderungen an den Transport eines Zoo- und Wildtieres in Bezug auf Sicherheit, fachlicher Expertise sowie Überwachung und Versorgung der Tiere während des Transports sehr hoch sind. Die Tiere werden je nach Größe und Gefährlichkeit frei in Anhängern oder in Transportkisten transportiert. Ein besonderes Augenmerk dient der Sicherheit des Tieres. Neben tierartspezifisch angemessenen klimatischen Bedingungen muss sichergestellt sein, dass sich das Tier zu jederzeit problemlos in eine Ruheposition begeben kann. Die Möglichkeit einer Versorgung mit frischem Futter und Wasser muss ebenso gewährleistet werden, wie eine optische Beurteilung des Gesundheitszustandes. In speziellen Fällen ist eine tiermedizinische und/oder tierpflegerische Betreuung während des gesamten Weges angezeigt: Dann begleitet ein Tierarzt oder die vertrauten Tierpfleger das Tier auf seiner Reise in sein neues Zuhause.

 

  • Bei manchen Transporten, wie hier bei der Ankunft eines neuen Elefanten, ist ein Kran notwendig, um die Kiste mit dem Tier in das Gehege zu bringen. Der Elefant befindet sich im speziell angefertigten Transportcontainer.

  • Damit sich die Tiere an die Transportbox gewöhnen und sich gerne darin aufhalten, trainieren die Tierpfleger mit den Tieren. Schon Wochen vorher beginnt das sogenannte Kistentraining.

  • Die Transportkisten sind auf die Bedürfnisse jeder Tierart optimal abgestimmt und sehen daher oft unterschiedlich aus.

  • Die Zootiere kommen auf unterschiedlichen Wegen in den Zoo – per Fähre oder über die Autobahn und manchmal auch mit dem Flugzeug.

Tiermedizin im Zoo

Die Zoo-Tierärztin kümmert sich nicht nur um kranke und verletzte Tiere, sondern sorgt auch mit Impfungen und regelmäßigen Kontrollen dafür, dass es den Tieren im Zoo gut geht.

Medizinisches Training

Bei einem medizinischen Training erlernen die Zootiere bestimmte Verhaltensweisen, um sie auf medizinischen Untersuchungen vorzubereiten. In vielen kleinen Schritten erarbeiten die Pfleger mit dem einzelnen Tier so Verhaltensrituale, die für medizinische Untersuchungen und Behandlungen genutzt werden.

Tierbeschäftigung

Abwechslungsreiche Beschäftigungsmöglichkeiten sorgen dafür, dass bei den Tieren keine Langeweile aufkommt und sie sich im Zoo wohlfühlen.