Tiermedizin im Zoo

Rundum gut versorgt

Im Zoo Heidelberg leben rund 2000 Tiere in 160 verschiedenen Tierarten. Für deren Gesundheit und Wohlbefinden arbeiten alle Zoo-Mitarbeiter täglich mit großem Einsatz. Grundlage dafür, dass die Tiere im Zoo möglichst lange gesund bleiben, sind modern gestaltete Tieranlagen und eine gewissenhafte Betreuung durch unsere Tierpfleger. Darüber hinaus gibt es im Zoo eine eigene Tierarztpraxis.

Der Anspruch der tiermedizinischen Abteilung ist es, alles zu tun, damit die Tiere gesund bleiben sowie auftretende Erkrankungen bestmöglich zu heilen.  Zur Versorgung gehören regelmäßige Impfungen, die parasitologische und bakteriologische Kontrolle des Tierbestandes sowie die Optimierung der Gehege, der Fütterung und der Hygiene. Auch die Sektionen aller verstorbenen Tiere ist ein wichtiger Bestandteil, um eventuelle Krankheiten eines Tierbestandes rechtzeitig behandeln zu können. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Veterinäruntersuchungsamt und dem Amtstierarzt der Stadt Heidelberg ist dabei wichtig.

Medizinische Vorsorge: Jede Tierart genau im Blick

Für jede einzelne Tierart im Zoo wird ein speziell abgestimmter medizinischer Vorsorgeplan erstellt. Diese Pläne tragen durch regelmäßige prophylaktische Untersuchungen maßgelblich zur Früherkennung von Erkrankungen bei. Dazu zählen ebenso je nach Tierart regelmäßige Impfungen zum Schutz vor Infektionskrankheiten. Auch die auf jede einzelne Tierart speziell abgestimmten Futterpläne werden von tierärztlicher Seite geprüft und mitgestaltet. Für Tiere in besonderen Situationen (Genesung nach Erkrankung, Neuzugänge, hochbetagte Tiere) und Tiere, bei denen Tierpflegerinnen und Tierpflegern eine Verhaltensänderung auffällt, wird eine engmaschige Kontrolle durch Tierpfleger, Kuratoren und Tierärztin durchgeführt.

Erkrankungen gezielt und schonend behandeln

Manchmal reicht die beste Vorsorge nicht aus und eines der Zootiere wird krank. Das ist bei vielen Tieren nur schwer zu erkennen. Dies beruht auf einem angeborenen Instinkt: Wildtiere wollen möglichst unauffällig bleiben und gesund erscheinen um nicht als “leichte Beute“ in das Visier von Fressfeinden zu geraten oder Ihren sozialen Rang in der Gruppe zu verlieren. Manche Tiere verstoßen kranke Artgenossen sogar vollständig – zum Wohl der gesamten Gruppe. Tägliche Rundgänge, genaue Beobachtungen und Gespräche des tiergärtnerischen Teams aus betreuenden Pflegern, Biologen, Kuratoren und der Tierärztin sind daher besonders wichtig, um frühzeitig helfend eingreifen zu können.

Eine Untersuchung bei kranken Wildtieren ist nicht immer einfach. Nicht jedes Tier lässt die Tierärztin nah genug herankommen, bei einigen Tieren wäre das Risiko für die Tierärztin auch zu groß.  Durch ein medizinisches Training (engl.: Medical Training) können viele Untersuchungen und Behandlungen sicher und stressfrei durchgeführt werden. Trotz aller Bemühungen müssen in einigen Fällen Untersuchungen und Behandlungen in Vollnarkose durchgeführt werden. Die Entscheidung zur Durchführung einer solchen Vollnarkose bei Zoo- und Wildtieren wird situationsabhängig zum Wohl des Tieres und bei einer gefährlichen Tierart gleichermaßen zum Schutz des medizinischen Teams getroffen.

Tiertransporte: Wenn Zootiere umziehen müssen

Die Zucht vieler Tierarten wird im Rahmen von Erhaltungszuchtprogrammen europaweit koordiniert. In diesem Zusammenhang organsiert der Zoo Heidelberg regelmäßige Transporte von erwachsenen Tieren und Nachzuchten in andere nationale und internationale Tiergärten. Die leitende Zootierärztin führt bei jedem Tier vor jedem Tiertransport eine Überprüfung des aktuellen Gesundheitszustandes sowie Untersuchungen zu speziellen artspezifischen Erkrankungen durch. Zootiere, die in Heidelberg ankommen, werden ebenfalls von der Tierärztin untersucht, sofern dies nicht vor der Abreise im Herkunftszoo geschehen ist. Diese Eingangsuntersuchungen sind ein wichtiger Bestandteil zur vorbeugenden veterinärmedizinischen Versorgung der Heidelberger Zootiere, denn sie verhindern die Einschleppung von Erkrankungen

Proben von Wildtieren: Ein echter Wissensschatz

Bei den im Zoo lebenden Tieren ist es möglich, Proben von Kot, Haaren, Federn, Gewebe oder Blut zu sammeln. Je nach Art der Probe geschieht dies während der täglichen Arbeit der Tierpfleger, bei Trainingseinheiten oder während einer Narkose. Während einer Narkose werden bei jedem Tier eine Vielzahl an Daten erhoben und Proben genommen. Diese dienen der Tierärztin vor Ort zur direkten Diagnostik und Beurteilung des Gesundheitszustandes. Darüber hinaus werden die gesammelten Informationen und ggf. überschüssige Probenmengen in zentral organisierte Datenbanken eingespeist und eingelagert. Werden im Rahmen von wissenschaftlichen Fragestellungen Daten und/oder Proben benötigt, können Sie von wissenschaftlichen Einrichtungen dort angefragt und nach Prüfung der Anfrage abgerufen werden. Der Zoo Heidelberg ist Mitglied der größten wissenschaftlichen Datensammlung über Wildtiere der Welt – Species 360 und der EAZA-Biobank, der Probensammlung des  Europäischen Zooverbandes.

Diese übergreifende Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Zootiermedizinern ermöglicht es, bestehendes Wissen über Zoo- und Wilditere national und international zu teilen und stetig zu erweitern. Ziel der Zootiermedizin ist es, durch Wissenszuwachs die Qualität der medizinischen Betreuung immer weiter zu steigern und das Wohlbefinden der uns anvertrauten Tiere zu vermehren.

Zusammenarbeit mit Spezialisten und Experten

Der Zoo Heidelberg arbeitet ebenso mit regionalen und überregionalen Kollegen und Wissenschaftlern zusammen. In besonderen Fällen werden Spezialisten direkt hinzugezogen, um eine optimale medizinische Versorgung der Zootiere zu garantieren. Mit der Unterstützung von tiermedizinischen Praxen und Kliniken, Universitätseinrichtungen und anderer wissenschaftlicher Institutionen gelingt es dem Zoo-Team, spezielle medizinische Fragestellungen zu lösen und mit Hilfe hochentwickelter Diagnostikmethoden (z.B. CT, Endoskopie) und spezialisiertem Fachwissen aufzuarbeiten, um letztlich eine geeignete Therapie zu entwickeln und durchzuführen. Unseren besonderen Dank möchten wir an dieser Stelle der Tierarztpraxis Nicole Hohneder in Waibstadt ,der Fachtierarztpraxis Am Sandpfad in Wiesloch sowie den Kollegen des Universitätsklinikums Heidelberg ausdrücken.

  • Beim Training mit den Mähnenrobben trainieren die Tierpfleger auch kleinere medizinische Eingriffe. So lassen sich die Tiere zum Beispiel anfassen, um Augentropfen verabreicht zu bekommen.

  • Manchmal braucht es etwas mehr Technik: Ein Kleiner Panda wird im CT untersucht.

  • Bartagame mit Legenot: Auf dem Röntgenbild ist das Gelege im Bauch des Tieres gut zu sehen.

  • Mund auf: Nach einem abgebrochenen Stoßzahn gibt es für den Asiatischen Elefanten eine Zahnspülung, um eine Entzündung zu verhindern.

  • Ein gutes Team: Gemeinsam mit den Tierpflegern kümmert sich die Zoo-Tierärztin um die Tiere, hier bei einer Blutabnahme beim Elefanten.

  • Die Blutabnahme erfolgt durch eine Vene an der Rückseite des Ohrs.

Vollnarkosen bei Zootieren

In bestimmten Situationen müssen Untersuchungen und Behandlungen bei Zoo- und Wildtieren in Vollnarkose durchgeführt werden. Jedes Tier stellt sehr vielfältige und besondere Anforderungen an die Tiermediziner: Es gilt, die schonendste und sicherste Art der Vollnarkose für das erkrankte Tier zu wählen.

Medizinisches Training

Bei einem medizinischen Training erlernen die Zootiere bestimmte Verhaltensweisen, um sie auf medizinischen Untersuchungen vorzubereiten. In vielen kleinen Schritten erarbeiten die Pfleger mit dem einzelnen Tier so Verhaltensrituale, die für medizinische Untersuchungen und Behandlungen genutzt werden.

Transport eines Zootiers

Im Rahmen der Zuchtprogramme, an denen sich der Zoo Heidelberg beteiligt, ist es notwendig, Zootiere oder Nachzuchten aus Heidelberg in andere nationale und internationale zoologische Einrichtungen zu transportieren.