Gemeinsam für den Artenschutz
Erfolgreich mit dem One Plan Approach
Effektive Artenschutzarbeit bedeutet, das große Ganze im Blick zu haben. Nur wenn alle Akteure ihre Anstrengungen bündeln und zusammenarbeiten, kann nachhaltiger Artenschutz entstehen. Dieses Ziel steht hinter dem One Plan Approach (kurz OPA), dem allumfassenden Plan der Weltnaturschutzunion IUCN zum Schutz der Natur und Artenvielfalt. Das Zusammenspiel mehrerer Bausteine, die aufeinander abgestimmt sind, steht im Zentrum des Plans: Aktivitäten für den Artenschutz außerhalb des Lebensraums der Tiere (ex-situ) und direkt vor Ort in ihrem natürlichen Lebensraum (in-situ), sowie weitere Maßnahmen wie z.B. Forschungs- und Bildungsarbeit sollen eng miteinander verknüpft werden.
Der Zoo Heidelberg engagiert sich als wissenschaftlich geführter Zoo mit seiner täglichen Arbeit aktiv für den Schutz vieler Tierarten. Über die Hälfte der rund 150 Tierarten, die im Zoo Heidelberg ihr Zuhause finden, sind nach der Roten Liste der IUCN gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Weitere Arten aus dem Zoo sind teilweise in der Natur schon ausgestorben, gelten als lokal bedroht oder gehören zu den gefährdeten Haustierrassen.
Bausteine der Artenschutzarbeit
Die Bestände einiger Tierarten sind in der Natur so rückläufig, dass sie nur durch die Haltung und gezielte Vermehrung außerhalb ihres Lebensraums vom Aussterben bewahrt werden können. Die Tiere in den Zoos sind Botschafter für ihre bedrohten Artgenossen im Freiland. Außerdem stellen sie eine Ersatzpopulation dar, falls eine Wiederansiedlung nötig und möglich wird.
Um die Populationen in den Zoos gesund zu halten, wurden koordinierte Erhaltungszuchtprogramme geschaffen. Der Zoo Heidelberg beteiligt sich aktuell an rund 60 verschiedenen Zuchtprogrammen. Das Erhaltungszuchtprogramm für Asiatische Goldkatze wird im Zoo Heidelberg von Kuratorin Sandra Reichler koordiniert.
An diesen Zuchtprogrammen ist der Zoo Heidelberg aktuell beteiligt:
Säugetiere
- Asiatische Goldkatze
- Asiatischer Elefant
- Berberlöwe
- Binturong
- Blessbock
- Flachlandgorilla
- Fossa
- Goldgelbes Löwenäffchen
- Gürtelvari
- Hulman
- Katta
- Kronenmaki
- Kurzkrallenotter
- Mähnenrobbe
- Ringelschwanzmungo
- Roloway-Meerkatze
- Roter Panda
- Rotes Riesenkänguru
- Schimpanse
- Schopfhirsch
- Sumatra-Tiger
- Syrischer Braunbär
- Weißscheitelmangabe
- Zweizehen-Faultier
Vögel
- Balistar
- Bartlett-Dolchstichtaube
- Bernierente
- Blaukappenhäherling
- Brasiltangare
- Bronzekiebitz
- Europäische Turteltaube
- Europäischer Kiebitz
- Feuerhornvogel
- Gänsegeier
- Gelbwangenkakadu
- Grünwangenamazone
- Helmkasuar
- Inkaseeschwalbe
- Java-Reisfink
- Kappengeier
- Kea
- Kragenente
- Krauskopfpelikan
- Mandschurenkranich
- Montserrattrupial
- Nördlicher Hornrabe
- Papuahornvogel
- Riesentukan
- Schildturako
- Schneeeule
- Socorrotaube
- Sonnenralle
- Sumatra-Häherling
- Vietnamfasan
- Viktoria-Krontaube
- Visayas-Tariktikhornvogel
- Waldrapp
- Weißkopf-Ruderente
- Weißhaubenkakadu
Reptilien
- Ägyptische Landschildkröte
- Seychellen-Riesenschildkröte
- Strahlenschildkröte
Amphibien
- Tafelberg-Baumsteiger (Teilnahme am Zuchtprogramm von Citizen Conversation)
Die Forschung trägt einen großen Teil zum Artenschutz bei. Nur wenn ausreichend Daten über eine Tierart bekannt sind, können geeignete Maßnahmen zu deren Schutz getroffen werden. Die Forschung vor Ort spielt dabei genauso eine Rolle wie die Forschung in den Zoos.
In Spezialisten-Gruppen, sogenannten Taxon Advisory Groups (kurz TAGs), wird unter anderem das in den Zoos gesammelte Wissen über die verschiedenen Tierarten zusammengetragen und zur Verbesserung der Haltung in den Zoos aber auch zum Schutz der freilebenden Artgenossen eingesetzt.
Um die Populationen in der Natur zu stärken sind Artenschutzprojekte, welche Tierarten und deren Lebensraum direkt vor Ort schützen, ein wichtiger Bestandteil der Artenschutzarbeit. Dabei stellen Zoos nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch Know-How und Wissen bereit.
Wichtige Artenschutzmaßnahmen sind beispielsweise die Einrichtung von Schutzgebieten, Maßnahmen gegen Wilderei oder andere illegale Aktivitäten sowie die Verbesserung von Lebensräumen. Aufklärung und Unterstützung der lokalen Bevölkerung sind essentiell, damit die Maßnahmen erfolgreich sein können. Artenschutz funktioniert nur gemeinsam mit den Menschen: Der Aufbau von alternativen Einnahmequellen für die lokale Bevölkerung kann für manche Tierarten überlebenswichtig sein. Auch Lösungen für eine nachhaltige Nutzung der Natur bieten eine Möglichkeit im modernen Artenschutz.
Für jede bedrohte Tierart muss die beste Kombination an Artenschutzmaßnahmen gefunden werden, um eine Ausrottung zu verhindern. Die Wiederansiedelung von in Menschenobhut gezüchteten Tieren kann sinnvoll sein, wenn die Tierart aus einem Gebiet bereits komplett verschwunden ist oder die Restpopulation nicht mehr überlebensfähig ist.
Die Wiederansiedlung von nachgezüchteten Tieren bedarf einer großen Vorbereitung und muss immer mit anderen Artenschutzmaßnahmen kombiniert werden. Die Gründe, die zur Ausrottung der Tierart geführt haben, müssen durch gezielte Maßnahmen aufgehoben werden. Eine intensive Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung sollten eine Wiederansiedlung begleiten. Außerdem müssen die in die Natur entlassenen Tiere wissenschaftlich beobachtet und nachverfolgt werden, um einen Erfolg des Projektes zu gewährleisten. Eine Wiederansiedlung ist immer mit Verlusten unter den Tieren verbunden und sollte daher nur in gut begründeten Fällen durchgeführt werden.
Der rechtzeitige Aufbau von Ersatzpopulationen bedrohter oder auch noch nicht bedrohter Arten in Zoos ist wichtig. Sie stehen zur Verfügung, sollte eine Wiederansiedlung für die betreffende Tierart notwendig werden.
Bei einem Zoobesuch werden die Besucher auf die Bedrohungen der unterschiedlichen Tierarten aufmerksam gemacht. Zootiere sind Botschafter ihrer bedrohten Artgenossen in der Natur. Durch das Erlebnis im Zoo ist es für Besucher einfacher, einen Zugang zum Thema Artenschutz zu bekommen und selbst einen Beitrag dazu zu leisten. Interaktive Elemente, Hinweistafeln, kommentierte Fütterungen oder Thementage leisten einen wertvollen Beitrag für die Aufklärung der Zoobesucher.
Die Zoo-Akademie bietet ein breites Angebot an Workshops, Rundgängen und Ferienprogrammen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Teilnehmer erfahren dabei anschaulich Wissenswertes rund um die Themen Tiere, Natur und Technik und werden auf spielerische Art und Weise auf den Schutz der Biodiversität aufmerksam gemacht.
Um den Fokus der Öffentlichkeit auf den Schutz der Biodiversität zu lenken, rufen Naturschutzorganisationen regelmäßig dazu auf, sich an Kampagnen zu beteiligen. Die Aktionstage sollen die Menschen für den Artenschutz begeistern und ihnen zeigen, wie sie selbst in ihrem Alltag den Natur- und Artenschutz leben können. Der Zoo beteiligt sich beispielsweise regelmäßig an den Kampagnen des Europäischen Zooverbands (EAZA).
Sag ja zum Artenschutz! Der Artenschutz-Euro ist ein freiwilliger Beitrag, der bereits im Zoo-Eintrittspreis enthalten ist und direkt beim Ticketkauf an der Kasse gezahlt wird. Zoobesucher setzen sich damit gemeinsam mit dem Zoo Heidelberg für den Schutz bedrohter Tierarten ein. Jeder Artenschutz-Euro fließt direkt in die Artenschutzprojekte des Zoos. ► mehr dazu