Zootiere als Futtertiere
Warum verfüttern wir Zootiere an andere Zootiere?

Die Beschaffung von qualitativ hochwertigem Futter – egal ob Grünfutter, Obst, Gemüse, Fleisch – ist ein zentrales Thema in der täglichen Arbeit eines Zoos. Fleisch bezieht der Zoo größtenteils in tiefgekühlter Form, wie beispielsweise Rinder- oder Pferdehälften. Zusätzlich können, sofern möglich, eigene Zootiere verfüttert werden. Die Tötung erfolgt in allen Fällen fachgerecht und stressfrei. Unter diesen zooeigenen Futtertieren können sowohl Nutztiere, wie Ziegen oder Kaninchen zu finden sein, als auch andere Zootiere, wie Stachelschweine oder Antilopen. Ein Kudu ist für einen Löwen genauso ein Futtertier, wie für den Menschen Kuh oder Schwein.

Zootiere zu töten, um sie an andere im Zoo lebende Tiere zu verfüttern, fällt niemals leicht. Die Entscheidung, dass ein Zootier zum Futtertier wird, wird immer gut überlegt sein. Trotz vieler Emotionen, welches das Thema auslöst, ist dieses Vorgehen inzwischen Realität in vielen Zoos – auch im Zoo Heidelberg.

Es gibt gute Gründe, die dafürsprechen:

  • Das zooeigene Fleisch ist für die Raubtiere das beste Fleisch, das sie qualitativ bekommen können: Dem Zoo ist ganz genau bekannt, wie die verfütterten Tiere gelebt haben, was sie selbst gefressen haben und wie der Gesundheitszustand des Tieres war.
  • Durch die Schlachtung der Tiere vor Ort, können sie im Ganzen und unmittelbar nach dem Tod verfüttert werden. Wertvolle Inhaltstoffe aus Knochen, Gewebe und Fell bleiben erhalten. Zugekauftes Futter, das aus der Tiefkühlung kommt, bietet dies nicht. Die Nährstoffe müssen von den Tierpflegern in Form von z. B. Pulver ergänzt werden. Werden die Zootiere im Ganzen verfüttert, gestaltet sich das Fressen für die Raubtiere deutlich anspruchsvoller und zeitintensiver, was für Abwechslung und neue Anregungen für die Raubtiere sorgt. Sie müssen sich geschickt anstellen, um an das Fleisch zu kommen. All dies kommt der natürlichen Beute am nächsten.
  • Durch die Verfütterung von Zootieren kann den Tieren eine möglichst natürliche Lebensumgebung ermöglicht werden. Nachwuchs gehört für viele Tierarten zu einem intakten Sozialgefüge dazu, denn viele Gruppenverbände basieren auf der Interaktion von älteren und jüngeren Tieren. Auch wenn dies bedeuten kann, dass nicht für jedes Tier langfristig ein Platz in einem Zoo gefunden werden kann: Die Jungenaufzucht ist eine wichtige Beschäftigung für die Tiere, was ihr natürliches Verhalten fördert. Denn auch in der Natur werden neue Tiere innerhalb einer Gruppe geboren, andere sterben.

 

So beklemmend es für manche Besucher aussehen mag, wenn eine geschlachtete Ziege oder Antilope im Löwengehege liegt: Letztendlich zeigt sich hier der natürliche Zusammenhang von fressen und gefressen werden in einer Deutlichkeit, die für viele Menschen fremd und unbekannt ist. So gut wie alle Tierarten stehen innerhalb einer Nahrungskette in einer Beziehung zueinander. Ein Zusammenspiel, das auch in einem Zoo sichtbar werden sollte.