Elefant Tarak ein paar Tage vor seiner Abreise nach Köln. (Foto: Petra Medan/Zoo Heidelberg)

Tarak im Kölner Zoo angekommen

Letztes Mitglied der ‚jungen Wilden‘ hat den Zoo Heidelberg verlassen

Elefant Tarak ist gestern vom Zoo Heidelberg in den Kölner Zoo gezogen. Der Transport verlief Dank sorgfältiger Vorbereitungen reibungslos, der 16-jährige Elefant ist wohlbehalten in seinem neuen Zuhause angekommen. Mit Tarak hat der letzte Elefant der ‚jungen Wilden‘, die das Elefantenhaus 2010 zur Eröffnung bezogen haben, den Zoo Heidelberg verlassen. Der Zoo Heidelberg blickt auf 12 Jahre erfolgreiche Jungbullenhaltung zurück, in der viele Erfahrungen gemacht wurde, welche der ‚neuen‘ Generation Heidelberger Jungbullen, darunter die beiden Elefanten Ludwig und Yadanar, zugutekommen wird.

„2010 haben wir mit der ersten Gruppe junger Elefantenbullen in Deutschland Neuland betreten,“ erinnert sich Zoodirektor Dr. Klaus Wünnemann. „In den vergangenen zwölf Jahren haben wir sehr viel über Elefantenbullen gelernt – auch von Tarak, der einfach ein toller Elefant ist!“ Die Jungbullengruppe im Zoo Heidelberg war das Studienobjekt vieler Wissenschaftler, die sich u. a. für die besondere Dynamik dieser Sozialkonstellation interessierten. Aber auch Forschungsequipment, wie ein Fußband, das alle Bewegungen des Elefanten aufzeichnet, wurde von den ‚jungen Wilden‘ auf Herz und Nieren getestet. All dies war jedoch nur möglich, weil die Tierpfleger in Heidelberg ein besonderes Vertrauensverhältnis zu den jungen Elefantenbullen aufbauen konnten. Mit vielen Trainingseinheiten an der eigens dafür konstruierten Trainingswand arbeiteten Pfleger und Dickhäuter täglich kooperativ zusammen. Dass Elefantenbullen sich so aufgeschlossen auf die Pfleger einlassen und das tägliche Training mit Ihnen genießen, war vorher nicht allgemein bekannt.

Auch die hohe Sozialkompetenz, welche die ‚jungen Wilden‘ in Heidelberg gezeigt haben, wurde den als eher einzelgängerisch eingeschätzten Bullen nicht in diesem Maße zugetraut. Besonders die Fähigkeit, nach einem Streit wieder positive Kontakte aufzubauen und kurze Zeit später miteinander zu baden oder zu spielen, begeistert Zoodirektor Dr. Wünnemann immer wieder: „Elefanten sind in der Lage, enge Freundschaften einzugehen. Bei unseren Jungbullen hatten diese Beziehungen aber keinen ausgrenzenden Anteil.“  Vor allem Tarak hat sich immer wieder als integrierendes Element in der Elefantengruppe bewährt und neuen Tieren die ersten Wochen in der Jungbullengruppe erleichtert.

„Wir werden ihn sehr vermissen“, sind sich Revierleiter Stefan Geretschläger und sein Stellvertreter Tobias Kremer einig. Beide sind seit Beginn der Jungbullenhaltung im Zoo Heidelberg dabei. Sie hatten die Idee einer Jungbullengruppe selbst eingebracht und sind stolz, dass sich dieses Konzept so gut bewährt hat. „Inzwischen kommen Elefantenpfleger und -experten aus ganz Europa nach Heidelberg, um zu erfahren, was wir von den ‚jungen Wilden‘ gelernt haben“, sagt Geretschläger.

Für das Europäische Erhaltungszuchtprogramm für Asiatische Elefanten war die Jungbullengruppe in Heidelberg ein großer Wurf. Ähnlich den Vorgängen im natürlichen Lebensraum, verlassen die jungen männlichen Elefanten im Alter von etwa fünf Jahren ihre Geburtsgruppe und ziehen in eine Bullengruppe, um zu reifen. Ist ihre Entwicklung soweit, dass sie die Rolle als Zuchtbulle ausfüllen können, ziehen sie weiter in einen anderen Zoo, der eine Zuchtgruppe hält. Aus der Heidelberger Jungbullengruppe sind bereits erfolgreiche Zuchtbullen hervorgegangen und das gesamte Team des Zoo Heidelberg traut Elefant Tarak zu, diese Tradition in Köln fortzusetzen.

Veröffentlichung: 13.07.2022