Der „Tafelberg-Baumsteiger“
Gibt es sie noch? Die kleinen, rötlichen Winzlinge, die vermutlich – wenn überhaupt – nur noch auf einem kleinen Tafelberg in Venezuela und sonst nirgendwo auf der Welt leben. Die kurz vor der Ausrottung stehenden Tafelberg-Baumsteiger-Frösche sind mittlerweile zu einer Seltenheit geworden. Zoobesucher haben ab sofort Gelegenheit, diese besondere Tierart im Terrarium im Raubtierhaus beobachten zu können. Damit ist der Zoo Heidelberg der erste europäische Zoo, der die einzigartigen Tafelberg-Baumsteiger-Frösche hält. In Zusammenarbeit mit der Initiative „Citizen Conservation“ konnten fünf Exemplare als Botschafter ihrer Art im Zoo Heidelberg untergebracht werden.
Von Natur aus gut getarnt, leben die bis zu 16 Millimeter kleinen Tafelberg-Baumsteiger-Frösche zwischen dicken Laubblättern des feuchten Bergregenwaldes auf dem Cerro Yapacana, einem nur 10 km² großen Tafelberg. Sie gehören daher zu den sogenannten „Mikroendemiten“, d. h. Tiere, die aufgrund ihrer speziellen Anforderungen nur ein sehr kleines natürliches Verbreitungsgebiet haben. Trotz ihres eigenen Abwehrsystems, dem extrem wirksamen Hautgift, können sie sich nicht gegen alle Gefahren wehren. Die Suche nach Gold, der illegale Abbau von Diamanten und das damit einhergehende Abholzen des Regenwaldes sind eine enorme Bedrohung für den natürlichen Lebensraum der kleinen Pfeilgiftfrösche. Der Einsatz von Quecksilber und anderer Chemikalien, die zur Gewinnung von Gold verwendet werden, vergiften Böden und Gewässer. Das Gebiet wird zudem von bewaffneten Gruppen der illegalen Drogen- und Bergbaukartelle abgeriegelt. Für Forscher oder Artenschützer gibt es keinen Zugang zu den Fröschen, sofern sie überhaupt noch existieren: Satellitenbilder lassen befürchten, dass der Regenwald auf dem Tafelberg weitestgehend zerstört wurde und es wahrscheinlich ist, dass diese Art in absehbarer Zeit ausgerottet sein wird. Die letzte Chance dieser Art ist die Erhaltung in menschlicher Obhut. Von daher ist es von enormer Bedeutung, dass sich Zoos und engagierte Privathalter in Europa für die kleinen, hochgiftigen Tafelberg-Baumsteiger einsetzen. In Zusammenarbeit mit dem Verband der deutschen zoologischen Gärten (VdZ) wurde die Initiative „Citizen Conservation“ gegründet. Mit dem Ziel, vom Aussterben bedrohte Amphibien auch in Privathand zu erhalten. „Die Erhaltungszucht und der Schutz von Lebensräumen gehören zu den Hauptaufgaben moderner Zoologischer Gärten. Sind natürliche Lebensräume bereits vollständig zerstört, können wir Arten in unserer Obhut für zukünftige Wiederansiedlungen erhalten und vermehren“, berichtet Dr. Eric Diener, Kurator für Vögel und Reptilien im Zoo Heidelberg. Die unzähligen bedrohten Arten bringen die Zoologischen Gärten jedoch an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Initiative „Citizen Conservation“ leistet hier eine große Hilfe. „Gerade für Amphibien, Reptilien und Fische können private Tierhalter einen enorm wichtigen Beitrag zum Erhalt dieser bedrohten Tierarten leisten“, betont Diener. Der Tafelberg-Baumsteiger ist eines von vielen Beispielen dafür, wie Zoos in Zusammenarbeit mit Privathaltern eine Art vor dem Aussterben bewahren können.
Weitere Informationen unter: www.citizen-conservation.org/arten/tafelberg-baumsteiger/
Der Tafelberg-Baumsteiger ist ein echter Winzling. Er wird etwa 16 Millimeter lang. Vielmehr das Weibchen. Männchen bleiben sogar noch etwas kleiner. Die Frösche zeigen auf rotem Grund schwarze Sprenkel und Flecken. Mit dieser Warnfärbung weisen sie auf ihr wirksames Hautgift hin, denn Tafelberg-Baumsteiger gehören zu den Pfeilgiftfröschen. Sie sind so giftig, dass sie bedenkenlos am helllichten Tag herumhüpfen können.