Schaukämpfe im prachtvollen Gefieder
Das Küstenpanorama im Zoo Heidelberg bietet Besuchern einen Einblick in die vielfältige Vogelwelt der Küsten Europas und Südamerikas und ist zudem immer wieder Schauplatz von besonderen Balzverhalten: Die Balz der Kampfläufer-Männchen, die derzeit um die Gunst der Weibchen werben gehört zu den eindrucksvollsten Paarungsritualen der Vogelwelt: Die Akteure dieses dramatischen Schauspiels zeigen sich dabei in individuellen sogenannten Prachtkleidern mit imposanten Federkragen und grotesker Perückentracht.
Der Name „Kampfläufer“ kommt nicht von ungefähr, denn die wissenschaftliche Bezeichnung Philomachus pugnax verweist bereits auf das aggressive und kämpferische Balzverhalten dieser Vogelart. Die meiste Zeit des Jahres sind sie mit ihrem sogenannten Schlichtkleid eher unscheinbar, denn das Prachtkleid tragen die Männchen nur an wenigen Wochen im Jahr, um sich in sogenannten Arenen als attraktive Handlungsträger der Schaukämpfe zu inszenieren. Die Farben der spektakulären Halskrausen reichen dabei von Weiß über Gelb- und Rottöne bis Schwarz. Passend dazu entwickeln sie imposante Haubenfedern, die sie während ihres Schaukampfes bedrohlich aufstellen. Sobald ein Weibchen die Szene betritt, plustern sie sich auf und greifen sich gegenseitig an.
Forscher der Universität Uppsala in Schweden haben herausgefunden, dass es bei Kampfläufern große genetische Unterschiede gibt, die Auswirkungen auf die Balzstrategie der Vögel haben. Die vitalsten Männchen, bilden ihr meist dunkles Prachtgewand perfekt aus und verteidigen ihre Balzreviere gegenüber möglichen Konkurrenten. Andere, eher hell gefärbte Artgenossen, tanzen als sogenannte Satelliten-Männchen um diese Balzreviere herum und versprechen sich damit einen Zufallstreffer bei den Weibchen. Ein dritter Teil der männlichen Kampfläufer tarnt sich gefiedermäßig als Weibchen und hofft auf die Chance einer verstohlenen Paarung. Im Zoo Heidelberg heißt es jetzt „Arena frei!“ für den Kampf um die Weibchen.
Für Zoo-Besucher ist es faszinierend zu beobachten, wie die balzenden Männchen ihre aufwendigen Schaukämpfe vor den Augen der Weibchen ausrichten, welche deutlich kleiner sind und sich dem prächtigsten Männchen zur Paarung anbieten. Nach erfolgreicher Paarung überlassen die von der Balz erschöpften Männchen Brut und Jungenaufzucht allein den Weibchen.
In Deutschland brüten nur noch wenige Kampfläufer, denn ihr bevorzugter Lebensraum für Brutplätze sind Feuchtwiesen an der Nord- und Ostsee, die durch Entwässerungsmaßnahmen zugunsten der Landwirtschaft immer seltener geworden sind. Dies führt zu einer stetigen Abnahme des Bestandes. Der Zoo Heidelberg ist einer der wenigen Zoos, der die Kampfläufer erfolgreich nachzieht und so freuen sich die Vogelpfleger in Heidelberg dieses Jahr bereits über die ersten Küken dieser vom Aussterben bedrohten Vogelart.