Im Zoo Heidelberg gehört Training fest zum Alltag. Ob Mähnenrobbe, Elefant oder Kugelgürteltier – täglich arbeiten Tierpfleger mit gezielten Übungen daran, das Wohlbefinden der Tiere zu fördern, Vertrauen aufzubauen und stressfreie medizinische Untersuchungen möglich zu machen. Trainiert wird ausschließlich freiwillig und über positive Verstärkung, ein zentraler Bestandteil moderner Zooarbeit.
Kim Klene gibt der Mähnenrobbe ein Handzeichen. Sofort hebt das Tier seine Flosse und hält still bis die Tierpflegerin vorsichtig den Bauch abgetastet hat. Dann folgt ein Pfiff, ein Lob – und ein Fisch als Belohnung. Was für Besucher auf den ersten Blick aussieht wie ein Kunststück, ist gezieltes Training.
„Jede Fütterung, jede Ansprache wird von den Tierpflegern bewusst gestaltet. Tiertraining bedeutet, sein Handeln ständig zu reflektieren und die richtigen Signale zu senden. So entsteht Vertrauen zwischen Mensch und Tier, die Grundlage für einen stressfreien Umgang zum Beispiel im Fall einer medizinischen Versorgung“, erklärt Zoodirektor Dr. Klaus Wünnemann.
Gezielte Übungen für Gesundheit und Vorsorge
Die Pfleger im Zoo Heidelberg verfügen über ein breites Spektrum an Erfahrung und passen jedes Training individuell an die Bedürfnisse und Verhaltensweisen der jeweiligen Tierart an. Mähnenrobben, Elefanten, Binturongs oder Kugelgürteltiere – sie alle trainieren regelmäßig. Für jede richtig ausgeführte Übung gibt es eine Bestätigung. Strafen sind tabu. Dafür braucht es Achtsamkeit und Geduld. In vielen kleinen Schritten entstehen Verhaltensrituale, die wertvoll sind, wenn ein Tierarztbesuch nötig wird: Eine Mähnenrobbe, die auf Signal ihre Flosse hebt, legt den Grundstein für eine Ultraschalluntersuchung. Hebt ein Elefant auf Signal seinen Fuß, wird auch die Fußpflege zur Routine. Ein Rüsselhündchen, das regelmäßig von selbst auf die Waage geht, liefert wichtige Daten für die Gesundheitsvorsorge. So werden nicht nur Blutabnahmen oder Ultraschalluntersuchungen freiwillig und ohne Narkose möglich: „Wir können durch aktives Gesundheitsmonitoring frühzeitig Veränderungen erkennen und gezielt reagieren. Das ist ein wesentlicher Beitrag zum Tierwohl“, sagt Wünnemann.
Mehr als Medizin: geistige Förderung und Beschäftigung
Das Training dient nicht nur der Vorbereitung auf Untersuchungen. Es ist auch Teil des sogenannten Enrichments. Also der gezielten Beschäftigung, die für Abwechslung, körperliche und geistige Auslastung sorgt. Die Tiere werden gefordert, ihre natürlichen Fähigkeiten genutzt und ihre Beziehung zu den Pflegern gestärkt.
Tiertraining live erleben
Neben den regelmäßigen Übungseinheiten gibt das Tierpflegeteam bei öffentlichen, kommentierten Trainings Einblicke in diese Form der modernen Zooarbeit:
- Mähnenrobben-Training: täglich außer freitags, 11.00 Uhr und 15.45 Uhr
- Elefanten-Training: an Wochenenden und Feiertagen, 14.00 Uhr
Die Tierpfleger zeigen und erklären hier interessierten Besuchern, wie gezieltes Training funktioniert und warum Vertrauen, Geduld und positive Verstärkung die Schlüssel zu gesunden und ausgeglichenen Tieren sind.