Zoo Heidelberg engagiert sich aktiv für den Schutz Westafrikanischer Affen
Immer mehr Tier- und Pflanzenarten unseres Planeten gelten als bedroht. In diesem Jahr hat die Rote Liste der Weltnaturschutzunion IUCN erstmals die 100.000er-Marke erreicht: 105.732 Arten mit Bedrohungsstatus wurden gelistet, davon haben 28.338 Arten den höchsten Status „vom Aussterben bedroht“ erhalten. Dazu gehört die Roloway-Meerkatze, die seit dem Sommer 2019 offiziell als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft wird und so in den weltweiten Fokus rückt. Bereits seit vielen Jahren engagiert sich der Zoo Heidelberg mit dem WAPCA-Projekt (West African Primate Conservation Action) erfolgreich für den Schutz der Roloway-Meerkatzen und Weißscheitelmangaben. Bei seinem letzten Besuch im Herbst 2019 informierte sich Zoodirektor Dr. Wünnemann persönlich über die Fortschritte des Projekts.
Die Rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) ist das zentrale internationale Fachgutachten, das die Bestandsentwicklung aller bedrohten Tier- und Pflanzenarten dokumentiert. Mit der Aktualisierung im Juli 2019 gelten nun sieben weitere Affenarten offiziell als vom Aussterben bedroht. Allein sechs Affenarten davon, darunter die Roloway-Meerkatze, stammen aus Westafrika, einer Region, deren Ökosystem übermäßig stark mit Bedrohungen zu kämpfen hat. „Die IUCN hat die Roloway-Meerkatze in diesem Sommer zu einer der wichtigsten und meist bedrohten Arten erklärt. Um sie kümmert sich seit vielen Jahren der Zoo Heidelberg, der mit dem Artenschutzprojekt WAPCA fast den ganzen Schutz für diese Affenart in Westafrika organisiert. Dieses Projekt ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie wichtig Zoos für den Naturschutz sind!“, betont Dr. Klaus Wünnemann, Direktor im Zoo Heidelberg. Forscher schätzen, dass nur noch rund 2000 Individuen in den Waldgebieten der Elfenbeinküste und Ghanas leben. Roloway-Meerkatzen werden besonders wegen ihres Fleisches und Fells gejagt. Zudem wird ihr Lebensraum kontinuierlich kleiner, da viele Hektar Wald in landwirtschaftliche Nutzflächen umgewandelt werden.
Zoodirektor Dr. Wünnemann zu Besuch in Ghana
2001 rief der Zoo Heidelberg gemeinsam mit fünf weiteren europäischen Zoos und Institutionen das Artenschutzprojekt WAPCA (West African Primate Conservation Action) ins Leben. Das Projekt setzt sich gezielt für den Schutz der bedrohten Roloway- Meerkatzen ein. Weitere Tier- und Pflanzenarten Westafrikas, wie die Weißscheitelmangaben, profitieren ebenfalls von der Arbeit des Projekts. Von einst sechs Gründungsmitgliedern ist WAPCA inzwischen auf stolze 19 Institutionen gewachsen, die sich gemeinsam für den Artenschutz in engagieren. Der Zoo Heidelberg stellt einen großen Teil der Projektfinanzierung bereit und unterstützt die Mitarbeiter vor Ort in mit Know-How. Neben der Errichtung von Schutzgebieten ist die Aufklärung der Bevölkerung und die Ausbildung von Rangern für die Reservate ein weiterer wichtiger Teil der Artenschutzarbeit. Bei seinem letzten Besuch im September 2019 informierte sich Zoodirektort Dr. Wünnemann die Fortschritte es Projekts. „Wir haben ein gutes Netzwerk mit vielen Gemeinden im Lebensraum der Affen geschaffen, die sich aktiv für den Schutz des Waldes und der darin lebenden Tiere einsetzen“, freut sich Wünnemann. Auch die Maßnahmen für die Tiere entwickeln sich weiter: In einem neuen, naturnahen Waldgehege in Kumasi, Ghana, haben sich die Affen bereits gut eingelebt. Biologen des WAPCA-Projekts erforschen dort, ob und wie eine Wiederansiedlung der Affen in den westafrikanischen Regenwäldern nachhaltig möglich ist. „In den nächsten Jahren wollen wir unsere guten Partner in den Gemeinden weiter motivieren und hoffen, dass ihr Beispiel Nachahmer findet. Mit der Naturschutzbehörde möchten wir neue Projekte beginnen. Das Ziel ist es einen grenzübergreifenden sicheren Lebensraum für die Tiere von mehr als 1000km² zu schaffen. Dann wären die bedrohten Affen dauerhaft vor der Ausrottung geschützt.“
WAPCA-Projekt arbeitet Hand in Hand mit Experten zusammen
Eine Besonderheit des WAPCA Projekts ist die enge Verknüpfung mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm. In Heidelberg werden Roloway-Meerkatzen seit vielen Jahren erfolgreich nachgezüchtet. Das letzte Heidelberger Jungtier kam im Juni 2019 gesund zur Welt. Die Tiere in den europäischen Zoos bilden eine Ersatzpopulation für die bedrohten Artgenossen im Freiland. Die Erkenntnisse aus der Roloway-Haltung in den Zoos, beispielsweise zum Fortpflanzungs- oder Fressverhalten, vergrößert das allgemeine Wissen über die Tierart und sorgt dafür, dass Artenschutzmaßnahmen im Rahmen des Projektes gezielter und effektiver umgesetzt werden können. In engem Kontakt stehen die Projektverantwortlichen auch mit der Weltnaturschutzunion IUCN. Erst durch die Daten, welche die Mitarbeiter der WAPCA-Projekts bei ihrer täglichen Arbeit sammeln, können Experten der IUCN den Bedrohungsstatus der Tiere richtig einschätzen. Zoodirektor Dr. Wünnemann betont: „Wie in der Natur in einem Ökosystem alles miteinander verbunden ist, ist es unerlässlich, dass sich Zoos und Naturschutzorganisationen zusammenschließen, um die Biodiversität dieses Planeten zu bewahren. Unser WAPCA-Projekt ist ein hervorragendes Beispiel, wie so etwas langfristig funktionieren kann!“